Hilfe. Beratung. Begleitung.

Chronologie

1989 Gründung des gemeinnützigen Vereins Palette Hamburg

Die Vereinsgründung fand am 09.01.1989 in Hamburg in der Bernstorffstraße 159 statt.

Von Beginn an bietet Palette Konsument:innen psychotroper Substanzen - insbesondere Heroinkonsument:innen bzw. Substituierten - ambulante psychosoziale Betreuung an. Palette e.V. steht seit seiner Gründung konsequent für einen akzeptierenden Drogenhilfeansatz. Palette e.V. betreut Menschen, die als Folge des Betäubungsmittel-gesetzes mit individuell unterschiedlichem Suchtmittelgebrauch tagtäglich den Risiken der illegalen Drogenbeschaffung auf dem Schwarzmarkt ausgesetzt sind oder waren, die gesundheitliche und psychische Probleme durch gestreckte und verunreinigte Stoffe davon getragen, Kriminalitäts-, Gewalt- und Hafterfahrung, Prostitutionserlebnisse, soziale Ausgrenzung und Verschuldung erleben oder erlebt haben.

1989 Psychosoziale Betreuung (PSB) von Substitutionspatient:innen

Zunächst in der Bernstorffstraße, doch schon bald im Schanzenhof/Bartelsstraße wurde die Einrichtung Palette-Bartelsstraße gegründet. Zielgruppe waren Menschen, die nach langjährigem Opioidgebrauch medizinisch substituiert wurden. Klar war, dass eine reine medizinische Behandlung die Folgen eines langjährigen Heroinkonsums alleine nicht mildern konnte. Daher wurde begleitend therapeutisch individuell unterstützt. Ziel war damals und heute, die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Diese Art der Einrichtung war völlig neu und fand großen Zuspruch unter den Klient:innen. Bald reichte eine einzige Einrichtung nicht mehr, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Es entstanden weitere Einrichtungen, die später wieder abgebaut werden mussten, da die Einzelfallleistung der PSB zur freiwilligen Zuwendung der Stadt wurde. Die Bartelsstraße bestand bis zum Umzug in die Amandastraße.

1991 Eröffnung der Einrichtung IGLU – auch suchtbelastete Eltern können gute Eltern sein

Kinder drogenabhängiger Eltern sollten genauso ein Recht auf angemessene Erziehung durch ihre eigenen Eltern/Elternteil haben, wie Kinder ohne diese Belastung. Hierdurch entwickelte sich unser Grundgedanke, betroffenen Kindern ein familiäres Zusammenleben mit den leiblichen Eltern zu ermöglichen. Gemeinsam mit den Familien wird erarbeitet, was die jeweilige Familie benötigt, um „hinreichend" für eine „gesunde" physische und psychische Entwicklung ihrer Mitglieder sorgen und diese Einsichten umsetzen zu können.

Bereits frühzeitig in der Entwicklung des Projektes wurde deutlich, dass es für die Mitarbeiter:innen in der Arbeit mit vielen Familien zu einem Konflikt zwischen den Interessen der Eltern und denen der Kinder kommen kann. So entstand der bis heute gültige Leitsatz, dass im Zweifel die Parteilichkeit der Mitarbeiter:innen des Projektes auf Seiten der Kinder ist. Die Interessen der Kinder stehen stets im Vordergrund, ohne jedoch den Blick für die gesamte Familie zu verlieren. Entscheidend dabei ist, dass dieser Grundsatz in der Kooperation mit den Eltern frühzeitig deutlich sowie transparent behandelt wird.

1995 Ambulante sozialpädagogische Familienhilfe und Erziehungsbeistandschaft nach §§ 30,31 SGBVII

Im Rahmen der Beratungsarbeit in der IGLU Beratungsstelle wurde sehr schnell deutlich, dass Kinder, Mütter und Väter in suchtbelasteten Familien konkrete praktische Unterstützung benötigen. Das konnte in der Beratungsstelle nicht geleistet werden. Daher wurde ein ambulantes Team aufgebaut, das im Rahmen der Hilfen zur Erziehung diese praktische Unterstützung vor Ort leisten kann. Obwohl nicht ausschließlich Familien mit einer Suchtproblematik betreut werden, ist das doch der Schwerpunkt geworden. Unsere spezielle Expertise in diesem Bereich ist hamburgweit gefragt und daher arbeiten wir überregional.

2017 Neue Wege

Es startete ein neues Angebot in Altona Nord. Das Bezirksamt Altona suchte einen Träger, der akzeptierend, niedrigschwellig und mit der Partizipation der Betroffenen ein Konzept für einen Treffpunkt entwickelt. Zunächst wurden Mittel für Straßensozialarbeit und Konzeptentwicklung bereitgestellt. Denn der Bereich rund um den Hamburger Holstenbahnhof ist seit vielen Jahren ein Treffpunkt der Szene. Eine Beratungsstelle, bzw. einen Treffpunkt gab es dort nicht. Der Alkoholkonsum im öffentlichen Raum führte immer wieder zu einer Beschwerdelage.

Zu Beginn der Coronapandemie konnte in Kooperation mit Fördern & Wohnen ein Treffpunkt in der Stresemannstraße eröffnet werden. Diese erfolgreiche Kooperation mit dem Schwerpunkt, obdachlose und suchtkranke Menschen zu erreichen, hat von Beginn an großen Zuspruch bei den Klient:innen gefunden.

Ab 2017 wurde die zuwendungsfinanzierte Palette Bartelsstraße zu einem Angebot der Eingliederungshilfe. Einzelfallfinanziert konnten nun endlich individuelle Unterstützungsleistungen bedarfsgerecht angeboten werden. Damit hatten nun endlich auch suchtkranke Menschen einen Zugang zu individuellen Hilfen, die auf einem Rechtsanspruch fußen. Der Umzug in die Amandastraße fiel auch in dieses Jahr. Das war eine sehr herausfordernde Zeit.

2021 Palette gGmbH für akzeptierende soziale Hilfen

Die Zeit der Vereine scheint vorbei zu gehen. Wie viele andere Vereine auch, ist Palette inzwischen ein soziales Unternehmen, das nicht einfach mehr ehrenamtlich verwaltet werden kann. Die Suche nach engagierten risikobereiten Vorstandsmitgliedern gestaltet sich zunehmend schwierig bis unmöglich. Auch das Risiko von Einzelfallfinanzierungen ist nicht unerheblich. Hier gab/gibt es immer wieder Schwankungen. Die Aspekte von zunehmender Digitalisierung, Datenschutzgrundverordnung, Fachkräftemangel etc. kann ein kleiner ehrenamtlicher Verein kaum noch überblicken.

Daher haben wir uns 2021 entschlossen, zusammen mit der Therapiehilfe gGmbH die Palette gGmbH zu gründen. Die Gemeinnützigkeit ist uns nach wie vor wichtig, denn wir wollen keine Gewinne machen. Aber diese Entscheidung führt zu einem größeren Synergieeffekt und einer Bereicherung.

2022 BTHG und ASP S

2022 konnten wir unser Angebot als ASPS (Assistenz Sozialpsychiatrie Sucht) verändern. Damit waren wir nun in der Lage, unseren niedrigschwelligen Bereich zusätzlich zu den Einzelfall- und Gruppenangeboten anzubieten. Die Schwelle, eine Eingliederungseinrichtung zu betreten, kann mit diesem Konzept gesenkt werden. Wir freuen uns, dass im Rahmen des Bundesteilhabegesetz nun ein solches Angebot auch für Menschen mit Suchtproblemen bereitsteht. Bis 2023 war das Angebot der ASPS das einzige in Hamburg.